Am 22. März 2022 ist es endlich soweit: nach
2-jähriger Corona Pandemie ist es wieder
möglich, unbedenklich nach Nepal zu reisen.
Bereits seit 2009 bin ich in
Nepal für verschiedene Organisationen zahnärztlich tätig;
die Schönheit des Land, die Kultur und vor allem die Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen begeistern mich jedes Mal aufs Neue. Durch die ZM bin ich auf die Organisation Desoca e.V. gestoßen, die zusammen
mit Brepal e.V. und der NGO Nepal Help in Banjhakateri
eine Gesundheitsstation errichtet hat, ca. 500 km
westlich von Kathmandu. Die
nächst größere Stadt Butwal mit medizinischer Versorgungsmöglichkeit ist einige Stunden entfernt und für viele Menschen nur mit
großem Aufwand zu erreichen. Daher ist
das Health Post in dieser Region die einzige Anlaufstelle für ärztliche und zahnärztliche Behandlungen.
In Kathmandu werden wir morgens um 5 Uhr von Krishna, unserem nepalesischen Ansprechpartner von Nepal Help vom Hotel abgeholt. Mit dabei sind Rubina, eine Zahnmedizinische Prophylaxehelferin aus KTM, die mich 14 Tage sehr gut unterstützt hat, und Dr. Dagmar Keller, eine Internistin. Nach 14 -stündiger Fahrt sind wir abends sehr freundlich vom gesamten Team empfangen und bekocht worden.
Am nächsten Morgen um 9 Uhr geht
es los. Bereits ab 8 Uhr kommen die ersten Patienten, die
meisten laufen über Stunden zu Fuß aus ihren Dörfern. Um
den großen Ansturm zu bewältigen, werden Marken verteilt, unterteilt in dental und medical patients. Hierzu gab es lautstarkes Spektakel der Menschen, das war jeden Morgen wieder beeindruckend. Behandelt haben wir täglich zwischen 30 und 40 Patienten, davon sind 65 % weiblich
und 35 % männlich, hauptsächlich Erwachsene.
Der Großteil der Behandlung besteht aus Extraktionen. Viele
Patienten entscheiden sich dafür, auch wenn der Zahn noch
durch eine Füllung gerettet werden könnte. Nach dem Motto:
`wer weiß, wann wieder ein ZA hier ist, und wenn er raus
ist, kann nichts mehr passieren`. Das ist leider auch bei jugendlichen Patienten zum Teil der Fall. Das Bewusstsein für Zahnpflege ist inder ländlichen Bevölkerung nur gering ausgeprägt, was sich auch an den schlechten Zähnen der Kinder widerspiegelt. Viele Patienten sind vorher noch nie bei einem Zahnarzt gewesen, das
ist daran zu erkennen, dass sie mit dem Zahnarztstuhl
nichts anzufangen wissen. Sie warten draußen im Garten
geduldig bis sie aufgerufen werden, und wenn nicht heute,
dann am nächsten Tag.
Zahnbehandlungen sind eine
Seltenheit in dieser abgeschiedenen Gegend. Für viele ist
es ein besonderes Ereignis.Die Wege, die die Menschen auf
sich nehmen, die Geduld, die sie haben, bis sie behandelt
werden, das beeindruckt mich immer wieder. Hier zu
arbeiten, in dieser wunderbaren Natur, die Menschen und Kultur zu
erleben zu können, das gibt mir
mehr als ich ihnen mit meiner Arbeit zurückgeben
kann.
Wir werden hervorragend bekocht
und auch die Zeit mit dem Team im Hospital ist sehr
kurzweilig. Die 14 Tage vergehen wie im Flug. Auf dem
Rückweg entscheiden Rubina und ich uns, Lumbini zu besuchen, die
Geburtsstätte Buddhas, und unsere
arbeitsintensive Zeit mit einem kulturellem highlight zu
belohnen.
Ich freue mich schon sehr auf den
nächsten Einsatz in Banjhakateri, den ich gerne mit einer
Trekkingtour verbinden werde.
Viele Grüße und Namaste!
Dr. Angelika Pertl-Sigmar